Das berühmteste Beethoven-Porträt hat wie kein anderes die Vorstellung von der
Persönlichkeit und der Erscheinung Beethovens geprägt und daher zum "Mythos
Beethoven"
beigetragen. Stieler scheint in seiner idealisierenden und heroisierenden
Darstellung
des Komponisten zugleich dessen schöpferischen Genius eingefangen zu haben.
Daher
verwundert es nicht, daß dieses Porträt Beethovens bis heute am häufigsten als
Vorlage
für Nachschöpfungen diente (so etwa auch für Andy Warhol). Man könnte vermuten,
die
Idealisierung sei Verfremdung und möglicherweise der Verlegenheit entsprungen,
daß der
Maler nicht bis zu Beethoven vorgedrungen sei. Das Gegenteil ist jedoch der
Fall: Aus
Beethovens Konversationsheften wissen wir, daß Stieler immerhin vier Sitzungen
zugestanden bekam, und zwar von Februar bis April 1820. Dieses "Entgegenkommen"
-
Beethoven empfand solches Stillsitzen als "eine Art Buße" - verdankte Stieler
nicht nur
seinen künstlerischen Fähigkeiten, sondern auch den Auftraggebern Franz und
Antonie von
Brentano. Ihnen machte Beethoven gerne dieses Zugeständnis, da er mit beiden
seit 1809
in engem Kontakt stand und sie einmal als seine "beste Freunde der Welt"
bezeichnete.
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