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Beethovens Genom entschlüsselt

Neue Studie gibt Aufschluss über Gesundheit und Familiengeschichte des Komponisten. Ergebnisse eines internationalen Forschungsprojekts unter Beteiligung des Beethoven-Hauses

04.04.2023

Bonn, 22. März 2023 – Beethovens Erbgut ist anhand von fünf genetisch übereinstimmenden Haarlocken des berühmten Komponisten entschlüsselt worden. Das Forschungsprojekt wurde von einem internationalen Team durchgeführt. Beteiligt waren die Universität Cambridge, das Beethoven Center San Jose und die American Beethoven Society, die KU Leuven, FamilyTreeDNA, das Universitätsklinikum Bonn und die Universität Bonn, das Beethoven-Haus Bonn und das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie. Die Studie, die in der Zeitschrift Current Biology veröffentlicht wurde, enthüllt wichtige Details über die Krankheiten des Komponisten und wirft neue Fragen über seine Abstammung auf.

Bisher bekannt war, dass Beethoven seine Brüder in einem 1802 verfassten Brief bat, seine Krankheit nach seinem Tod durch seinen Arzt untersuchen zu lassen und das Ergebnis zu veröffentlichen. Die Aufzeichnungen von Beethovens Arzt wurden jedoch nie gefunden, so dass seitdem über den Gesundheitszustand und die Todesursache des Bonner Komponisten debattiert wird. Erstmals nutzte das internationale Forschungsteam nun moderne archäogenetische Untersuchungsmethoden, um mehr zu erfahren.

Hauptziel der Studie war es, neue Erkenntnisse zu Beethovens Gesundheitsproblemen zu gewinnen, zu denen bekanntlich ein fortschreitender Hörverlust gehörte, der in einem Alter von etwa 25 bis 29 Jahren einsetzte und schließlich dazu führte, dass der Komponist im Jahr 1818 de facto taub war. Das Team untersuchte auch mögliche genetische Ursachen für Beethovens chronische Magen-Darm-Beschwerden und eine schwere Lebererkrankung, die 1827 zum Tod des 56-Jährigen führte. Als wahrscheinlichste Todesursache gilt seit langem Leberzirrhose.

Die Studie zeigt, dass Beethoven eine genetische Veranlagung für Lebererkrankungen hatte und mit Hepatitis B infiziert war. Die Forscher vermuten, dass diese Infektion eine Mitursache der schweren Lebererkrankung war – im Zusammenspiel mit seinem Alkoholkonsum und seiner genetischen Veranlagung. Darüber hinaus ergab der Vergleich von Beethovens Erbgut mit dem heute lebender Verwandter Hinweise auf eine außereheliche Beziehung in Beethovens väterlicher Linie. 

Zur ausführlichen Pressemeldung

Veranstaltungshinweis:

Einführung und Podiumsgespräch im Universitätsclub Bonn
Dienstag | 28. März 2023 | 19:00 Uhr

Das Genom Ludwig van Beethovens – eine Quelle der Erkenntnis?

Prof. Dr. Markus Nöthen, Direktor des Instituts für Humangenetik am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Dr. Axel Schmidt, Arzt in der Weiterbildung am Institut für Humangenetik am UKB
Prof. Dr. Christian Strassburg, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik 1 am UKB
Malte Boecker, Direktor und geschäftsführender Vorstand des Beethoven-Hauses Bonn
Dr. Julia Ronge, Kustos der Sammlungen des Beethoven-Hauses Bonn