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Das Haus "Im Mohren"

Das Haus zählt wie Beethovens Geburtshaus zu den ältesten Gebäuden des 18. Jahrhunderts in Bonn. Hier wohnten u. a. die Taufpatin Ludwig van Beethovens, Gertrud Baum, und der Jugendfreund Ludwig van Beethovens, Franz Gerhard Wegeler. 1907 erwarb der Verein Beethoven-Haus das Gebäude. 1927 zog das neu gegründete Beethoven-Archiv ein. Von 2005 bis 2019 befand sich das Digitale Beethoven-Haus im Erd- und Untergeschoss des Hinterhauses. 

Die Bezeichnung des Hauses ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts verbürgt und geht vermutlich auf eine Kolonialwarenhandlung zurück. Auf einer Tafel, die am Haus angebracht ist, wird die Geschichte des Hauses skizziert und die Fassadengestaltung aus heutiger Perspektive erläutert:

“Das denkmalgeschützte Haus ist eines der ältesten noch erhaltenen Gebäude des 18. Jahrhunderts in Bonn. Hier wohnten u. a. Gertrud Baum, die Taufpatin Ludwig van Beethovens, sowie sein Jugendfreund Franz Gerhard Wegeler. Das Haus beherbergte nach Beethovens Zeit in Bonn unter anderem eine Spezereien- und Kolonialwarenhandlung. Die Figur mit Tabakfass und Pfeife befindet sich seit spätestens Mitte des 19. Jahrhunderts als Hauszeichen an der Fassade, und auch der Beiname ”Im Mohren" taucht etwa um diese Zeit zum ersten Mal auf. Die Figur ist mit dunkelbrauner Hautfarbe und gekräuseltem schwarzem Haar dargestellt und nur spärlich mit einem Schurz und Federschmuck bekleidet; sie vereint damit verschiedene Stereotype zur Darstellung Schwarzer Menschen. Der Begriff “Mohr”, ursprünglich aus der Bezeichnung für die nordafrikanischen Mauren abgeleitet, wurde spätestens seit dem 18. Jahrhundert auch auf Menschen aus südlicheren Regionen Afrikas angewendet. Zunehmend wurde er mit der Zuweisung abwertender Eigenschaften verknüpft und ist somit rassistisch konnotiert. Figur und Aufschrift an der Fassade des Hauses erinnern insoweit an ein verbreitetes ideologisch geprägtes Menschenbild jener Epoche. Wir fühlen uns vor diesem Hintergrund und aktuellen Diskussionen bestärkt und verpflichtet, Beiträge zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der Historie dieses Hauses und mit allen Formen von Diskriminierung und strukturellem Rassismus in Geschichte und Gegenwart zu leisten."