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Ein heiterer Blick auf Beethoven

Sonderausstellung im Beethoven-Haus zeigt den Komponisten in Karikaturen, Cartoons und Comics

10.05.2023

Skurril, frech, laut oder hintergründig – all das kann Beethoven sein, wenn er durch die Brille kreativer Zeichner und Karikaturisten gesehen wird. Schon 1833 entstand die erste Beethoven-Karikatur von Johann Peter Lyser. Die Menge und Vielfalt der witzigen Bilder und Comics, die seitdem den berühmten Komponisten interpretieren, ist inzwischen kaum noch überschaubar. In der heiter gestimmten Sonderausstellung "Wie komisch!", die das Beethoven-Haus Bonn vom 11. Mai bis zum 21. August 2023  (verlängert bis 15. Oktober) zeigt, wird ein Einblick in dieses reichhaltige Material geboten. Gezeigt werden Beispiele aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg über Comics der 1950er und 1960er Jahre bis hin zu respektlosen Karikaturen, die am Ende des 20. Jahrhunderts und bis in die jüngste Gegenwart hinein entstanden sind. Aber auch Graphic Novels, witzige Bilderbücher und kurze Filme aus aller Welt sind zu sehen. "Mit ihren großen und kleinen Exponaten lädt die Schau dazu ein zu staunen und zu lachen – und einmal einen etwas anderen Blick auf Beethoven zu wagen", so die Kuratorin der Ausstellung, Silke Bettermann.

Schon vor seinem Tod war der große Komponist als Person ebenso populär wie seine Musik, und das – häufig durch Anekdoten verfälschte – Wissen um seine eigenwillige Erscheinung, sein Künstlertum und seinen Charakter war beim Publikum weit verbreitet. Beste Voraussetzungen also, um sich mit ihm als Motiv auseinanderzusetzen. Johann Peter Lyser schuf bereits 1833 eine erste Beethoven-Karikatur, und seit Beginn der 1860er Jahre beschäftigte sich Moritz von Schwind wiederholt mit der karikierenden Darstellung des Komponisten. Eine wirkliche Blüte erlebte das Interesse an der heiter-witzigen Interpretation Beethovens jedoch erst an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, als die romantische Verehrung für ihn und seine Musik beim breiten Publikum, aber auch bei bildenden Künstlern wie Max Klinger oder Franz von Stuck ihren Höhepunkt erreichte. Als Reaktion auf diese Bewegung wurden in satirischen Zeitschriften wie "Kladderadatsch" und "Simplizissimus" Karikaturen veröffentlicht, in denen Beethoven auf aktuelle Entwicklungen aus Kultur, Gesellschaft und Politik reagiert. Charakteristische Beispiele für diese Form des Spiels mit dem Mythos bieten etwa die Arbeiten von Oscar Garvens oder Olaf Gulbransson.

Durch das Trauma des Zweiten Weltkriegs erlebte der Umgang mit traditionell verehrten Kultur-Ikonen in der bildenden Kunst einen massiven Einbruch. Zunächst wurde Beethoven seltener dargestellt, bis in den 1970er Jahren die Auseinandersetzung mit ihm in Malerei, Grafik und Film zunehmend kritischer wurde. Dieser Ansatz irritierte jedoch das musikliebende Publikum. Humorvoll gefärbte Darstellungen des Komponisten fanden dagegen eine wesentlich größere Akzeptanz – etwa die Bildschöpfungen von Michael Mathias Prechtl, die in ihrer mit hintergründigem Witz erfüllten Interpretation auf großen Widerhall in der Öffentlichkeit stießen. Wie positiv die Aufnahme dieser Art der Auslegung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war, wird allein durch die Tatsache deutlich, dass Prechtl 1970, im Jubiläumsjahr zu Beethovens 200. Geburtstag, den Auftrag erhielt, in seiner typischen, augenzwinkernden Auffassung ein Plakat für das Bonner Beethoven-Fest zu gestalten. 

Einen vergleichbaren Umgang mit der Person Beethovens zeigen aber auch andere Bilderfindungen, die gegen Ende des 20. und im 21. Jahrhundert entstanden, wie etwa eine Darstellung Jörg Immendorffs. Hier sitzt Beethoven, ausgerüstet mit Hörrohr und Schreibfeder, im Flugzeug und bricht zu einer Reise um die Welt auf, womit Immendorf humorvoll auf die immens anwachsende internationale Popularität des Bonner Meisters anspielt. Diese Beispiele zeigen, dass in den vergangenen Jahrzehnten generell ein Rückgang kritischer künstlerischer Positionen in den Beethoven-Darstellungen zu beobachten ist. Stattdessen wurde die Stimmung insgesamt gelöster und leichter. Dem Betrachter wird eine entspanntere Annäherung an die überlieferte Hochkultur ermöglicht, und damit auch eine neue Unbefangenheit im Umgang mit dem Komponisten. In Bilderwitzen und Cartoons werden Persönliches und Biographisches (wie Aussehen und Taubheit) aber auch Beethovens Werke (vor allem seine populärsten) karikiert. Als Beispiele seien hier die Karikaturen von Franz Eder, Ronald Searle oder Teresa Habild genannt, die in der Ausstellung zu sehen sind.

Einen anderen Ansatz verfolgte Alexander Steffensmeier. 2005 beauftragte das Beethoven-Haus den Kinderbuch-Illustrator mit der Umsetzung der Kinderwebsite des Beethoven-Hauses "Hallo Beethoven!". Ziel war eine freundliche, aber nicht platte Darstellung des Komponisten als normaler Mensch. Steffensmeiers humorvolle Zeichnungen nehmen das traditionell grimmige Erscheinungsbild Beethovens liebevoll auf die Schippe und machen ihn dadurch zum Sympathieträger.

Das Spektrum der witzigen Bilder und Comics reicht heute von den "Peanuts" über "Goofy als Beethoven" bis zum Beethoven-Manga von Tezuka Osamu. Besonders interessant sind daneben die animierten Video-Clips, deren Zahl mit dem Aufkommen der digitalen Medien sprunghaft angestiegen ist. Sie sind vor allem dann attraktiv, wenn sie auf originelle Art populäre Kompositionen Beethovens wie den Kopfsatz der 5. Sinfonie oder das unter dem Titel "Die Wut über den verlorenen Groschen" bekannte Capriccio ins Bild setzen und so einen neuen, überraschenden Blick auf diese Werke ermöglichen.

Für die Ausstellung stellten Karikaturisten und Videokünstler Werke zur Verfügung. Die Objekte aus der Sammlung des Beethoven-Hauses wurden außerdem ergänzt durch Leihgaben aus dem Museum Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur & Zeichenkunst in Hannover, dem Charles M. Schulz Museum in Santa Rosa/Kalifornien, dem Stadtarchiv und der Stadthistorischen Bibliothek Bonn, von Bernd Wüstner, Herzogenaurach, sowie aus der Biblioteca Beethoveniana, Collezione Carrino in Muggia, Italien. Ermöglicht wurde die Ausstellung durch die Unterstützung der Gielen-Leyendecker-Stiftung. 

Abbildungen zur Sonderausstellung können hier heruntergeladen werden.

Die Ausstellung wird von mehreren Veranstaltungen begleitet:

Sonderausstellung 
Wie komisch!
Beethoven in Karikaturen, Cartoons und Comics 
11. Mai bis 15. Oktober 2023

Öffnungszeiten des Museums 
Mittwoch bis Montag 10 – 18 Uhr

Rahmenprogramm:

Für Erwachsene: 
Samstag, 20. Mai 2023, 11–14 Uhr 
Workshop mit dem Karikaturisten Burkhard Mohr 
Im Museumsraum Bonngasse 21 
Kostenbeitrag € 20; für Teilnehmende ist der Eintritt in die Sonderausstellung am Veranstaltungstag kostenfrei. Max. Anzahl der Teilnehmenden: 15; Zeichenmaterial wird gestellt. Anmeldung bis 18. Mai an museum@beethoven.de oder 0228 98175-25

Für alle: 
Sonntag, 11. Juni 2023, 17–18 Uhr 
In Schroeder's Footsteps – Große Musik auf kleinen Tasten
ToyPiano-Recital mit Frederike Möller 
Tickets zu € 20 im Shop erhältlich; sie gelten am Konzerttag auch für einen Besuch der Sonderausstellung. Im Anschluss: Sonderführung durch die Ausstellung mit Dr. Nicole Kämpken.

Für Kinder (ab 9 Jahren): 
3. Juli, 14–17:30 Uhr und 28. Juli, 10–13:30 Uhr 
Gestalte Deinen eigenen Beethoven-Comic!
Ferienworkshops mit dem Bonner Comiczeichner Özi (nur einzeln buchbar) Anmeldung: museum@beethoven.de oder 0228 98175-25; Mindestteilnehmerzahl 5 Kinder; Kostenbeitrag: € 17 Euro

Sonntag, 24. September 2023, 16 Uhr 
Führung durch die Ausstellung mit der Kuratorin Dr. Silke Bettermann 
Anmeldung erforderlich bis zum 21. September an museum@beethoven.de, Tel. 0228 98175-25. 
Die Führung ist im Eintrittspreis von EUR 12 (keine Ermäßigung) enthalten, die Teilnehmerzahl ist auf maximal 15 Personen begrenzt.

Sonntag, 15. Oktober 2023, 11 Uhr 
Führung durch die Ausstellung mit der Kuratorin Dr. Silke Bettermann 
Anmeldung erforderlich bis zum 12. Oktober an museum@beethoven.de, Tel. 0228 98175-25. 
Die Führung ist im Eintrittspreis von EUR 12 (keine Ermäßigung) enthalten, die Teilnehmerzahl ist auf maximal 15 Personen begrenzt.